In eine malerische Position hineinprojiziert, im Schutze des letzten grünenden Berghangs, der von der westlichen Schulterseite des Tals sanft in Richtung Flussufer des San Lorenzo abfällt, in fast ehrfürchtiger und respektvoller Haltung vor der umgebenden Natur als beständige Leitfigur, ist Torre Paponi ( im einheimischen Dialekt „Ture oder „Ture d´í Papui„) eine zauberhafte Ortschaft der Gemeinde von Piertrabruna.
Ein Dorf jüngerer Entstehungszeit, dessen Herkunft wie für die „Costa Raineri“ (Costarainera) historisch mit dem Namen und dem Schicksal einer Siedlerfamilie von ungewisser Herkunft (Lingueglietta? Boscomare?, Pietrabruna?) verbunden ist. Die Familie Paponi nahm in den zentralen Jahrhunderten des Mittelalters (Jahrhundert XIV-XV) eine eingekeilte Kuppe im Herzen des Tals in Besitz und errichteten dort eine befestigte Siedlung. Es war die Zeit der juristisch-administrativen Grenzbestimmungen im Gebiet und die Gründung einer Reihe von „villae novae„, die wie das östliche San Lorenzo al Mare (1252) und die „Costa dei Raineri“ (XIII-XIVJahrhundert) dazu bestimmt waren, Dörfer des Lehngutes oder rivalisierender Gemeinden zu bewachen.
Obschon es keine Dokumente über die Existenz des Dorfes vor dem XVI Jahrhundert gibt, sagt die strategische Wahl dieses Ortes, der in das innere Herrschaftsgebiet der Lengueglia fiel und die Möglichkeit bot das Gebiet, welches von dem „acqua Civecie“ (dem antiken Gewässer) bewässert wurde, effizient zu kontrollieren, viel über die Intention der Paponi und gleichzeitig über ihren politischen Aufstieg aus.
Deshalb war das Dorf anfänglich eine Militärgarnison oder genauer gesagt, ein kraftvolles „Turm-Haus, welches als Wachposten des mittleren und unteren Tals diente und um das sich herum die zahlreich verzweigte „Verwandtschaft“ ansiedelte (eine Art Genueser „Hotel“).
So wurde ein kompaktes Zentrum erschaffen, das eingeschlossen von der Via Mazzini, der Via Mameli und Via Medico Papone, bereits entlang der Via Carducci in Richtung Boscomare und Linguelietta als politischer und religiöser Referenzsitz galt.
Das Ende der langen Feudalherrschaft der Lengueglias (1609) und der Übergang in die Hände der Republik Genua hatten keinen besonders negativen Effekt auf das Dorfleben, welches hingegen, nach der Überwindung der türkisch-maurischen Bedrohung eine wahre und große Barockzeit erlebte.
Diese Periode einer aussergewöhnlichen Vitalität in der Gemeinde und einem heranwachsenden religiösem Eifer, wurde durch den Erlös aus der Öl-Produktion und den demographischen Aufstieg unterstützt und spiegelt sich emblematisch in der Erlangung der Pfarrwürde (1611) und in dem kompromisslosen Ausdruck eines sich ausprägenden, religiösen Mittelpunktes, in der Piazza Santi Cosma und Damiano, wieder.
Die nachfolgende Aufgabe der ersten primitiven Gebetsstätten (wie das anonyme Oratorium des 15. und 16. Jahrhunderts in Via Carducci 4) im Stadtzentrum, geht auf das XVII und XVII Jahrhundert zurück, so wie auch der Aufbau oder genauer gesagt der Wiederaufbau der Pfarrkirchen, der Heiligen Cosma und Damiano (1720 – 1752 ca) und seitlich des Oratoriums der Bruderschaft der Heiligen Verkündigung ( im letzen Viertel des XVII Jahrhunderts).
Die Jahre der Ligurischen Republik und des napoleonischen Imperiums (1797-1815) bekräftigten die antiken politischen Beziehungen, die im Laufe des Mittelalters unter der Führung der Herren von Lenguelia gereift waren, und deshalb zum Zusammenschluss der Gemeinde von Boscomare führten und im Jahre 1928 der „Torre dei Paponi“/ („Turm der Paponi“ ) Teil der neuernannten Gemeinde von Pietrabruna wurde.
Das faschistische Jahrzehnt war leider nicht nur eine Zeit der Neudefinition der juristisch-administrativen Beziehungen, sondern auch und vor allem eine düstere Periode, die wie in Pietrabruna die Erde mit Blut unschuldiger Zivilisten befleckt hat; 28 Männer, Frauen und Kinder aber auch Priester, wurden zwischen dem 14. und 16. Dezember 1944 Opfer, im Verlauf einer irrsinnigen Vergeltungsaktion, verübt durch nazifaschistische Truppen.
Diesen Opfern wird heute mit einem Mahnmal gedacht, das dieser immensen Barbarei, diesem Massaker von „Torre Paponi „, in ewiger Erinnerung gewidmet ist.
Geschützt, an einem der beeindruckendsten und malerischsten Barock-Plätze des Tals und umgeben von üppigen Feldern mit Olivenbäumen, lebt in den spätmittelalterlichen Faktoreien wie auch in den modernen Ölmühlen von Torre Paponi noch heute die bäuerliche Kultur weiter, die an den Anbau und die Verfeinerung des extra nativen Olivenöls und den Lavendelfeldern mit ihren bläulich schimmernden Ähren, gebunden ist. Das Dorf ist eine wahre Fundgrube voller unerwarteter, künstlerischer Schätze, dank einer konsolidierenden Politik einer achtsamen und gewissenhaften Instandhaltung der historischen Gebäude. Zudem bietet es viele unvergessliche Möglichkeiten an, wie einen Spaziergang durch die Straßen und Caruggi im historischen Zentrum, indem die Zeit angehalten zu sein scheint.